Behandlung mit Antidepressiva

Depression ist eine der häufigsten psychiatrischen Erkrankungen. Die Verschreibung von Antidepressiva stellt, neben einer Psychotherapie, eine wichtige Therapie-Säule bei der Behandlung der Depression dar. Aber wie lange muss man ein Antidepressivum einnehmen? Reicht die Einnahme bis zum Verschwinden der depressiven Symptomatik (sogenannte Remission der depressiven Episode), oder muss man diese länger einnehmen?


Die drei Phasen der antidpressiven Behandlung

Das Risiko an einer erneuten depressiven Phase zu erkranken, ist bereits, bei dem Erleben einer einzigen depressiven Phase hoch. Pitschel-Walz, et al. (2003), berichten, dass Patienten, welche erstmalig an einer Depression erkranken, ein Risiko von 50-60%, für das Erleiden einer neuen depressiven Phase, innerhalb eines Jahres, ohne eine langzeitige Einnahme des Antidepressivums, aufweisen. Bei weiteren bekannten depressiven Phasen aus der Vorgeschichte, steigt dieses Risiko weiter an. Somit beträgt das Risiko, wenn keine antidepressive Medikation längerfristig eingenommen wird, an einer erneuten depressiven Phase, innerhalb der nächsten 5 Jahre, zu erkranken, bei bereits 3, oder mehr erlebten depressiven Phasen, 90%.

 

Bereits in den 60er-Jahren wurde zwischen einer „Akut-“ und einer „Erhaltungstherapie“ unterschieden. Grund für diese Unterscheidung war die Beobachtung, der damals tätigen Kollegen, dass es beim Absetzen der verordneten Antidepressiva, nach Remission der depressiven Symptomatik, oft rasch erneut zu einer depressiven Symptomatik kam. Mittlerweile wurde dieses Konzept der unterschiedlichen Behandlungsphasen, um die „Rezidivprophylaxe“, ergänzt. Deswegen spricht man in der Medizin, bei der Behandlung der Depression mit einem Antidepressivum, von einer Akuttherapie, einer Erhaltungstherapie und einer Rezidivprophylaxe.

 

Die „Akuttherapie“ beschreibt die Behandlungsphase, welche mit der Einstellung des Patienten auf ein Antidepressivum beginnt und bis zum völligen Abklingen der depressiven Symptomatik dauert. Diese Phase dauert mindestens 6 bis 12 Wochen.

 

Direkt an die „Akuttherapie“ und bei bereits remittierter depressiver Symptomatik, sprich, nach Wiedererlangen der Gesundheit, schließt die Phase der „Erhaltungstherapie“ an. Diese Therapie soll ein erneutes Vorkommen der depressiven Symptomatik verhindern und zu einer längerfristigen Stabilisierung der Stimmungslage beitragen. Die „Erhaltungstherapie“ umfasst einen zeitlichen Rahmen, von mindestens 6 bis 8 Monate. In dieser Behandlungs-Phase soll das Antidepressivum in der selben Dosierung, wie in der „Akuttherapie“, weiter eingenommen werden.

 

Um das Risiko für mögliche depressive Rückfälle zu verringern, wird eine „Rezidivprophylaxe“ mit dem Antidepressivum, empfohlen. Diese wird umso wichtiger, wenn bereits mehrere depressive Phasen, bekannt sind. Die Rezidivprophylaxe umfasst einen Therapiezeitraum von mindestens einem Jahr und kann auch lebenslang notwendig sein. 


Fazit:

Antidepressiva weisen eine gute Effizienz in der Behandlung der depressiven Symptomatik auf. Ein Antidepressivum sollte auch nach Remission der depressiven Symptomatik, für mindestens 6 Monate, in unveränderter Dosierung, eingenommen werden. Falls bereits mehrere depressive Phasen vorgekommen sind, wird eine Rezidivprophylaxe mit einem Antidepressivum empfohlen. Die Rezidivprophylaxe dauert mindestens ein Jahr, kann aber auch lebenslänglich indiziert sein.  


Quellen:

Kasper S., Lehofer M., et al. (2012) Depression – Medikamentöse Therapie. Konsensus-Statement - State of the art 2012. CliniCum neuropsy. Sonderausgabe November 2012.

 

Pitschel-Walz G., Bäuml J., Kissling W. (2003) Psychoedukation Depressionen – Manual zur Leitung von Patienten und Angehörigengruppen. 1. Auflage, Urban & Fischer Verlag, München, Jena.

 

Schmauß M. (2014) Unipolare Depression – Pharmakotherapie und Psychotherapie (ICD-10 F3). In Therapie psychischer Erkrankungen – State of the Art. Hrsg. Voderholzer U. und Hohagen F., 9. Auflage, Urban&Fischer Verlag, Elsevier GmbH, München.

 

Volz H.-P. (2003) Affektive Störungen (ICD-10: F30-F39). In Psychiatrie compact, Hrsg. Kasper S., Volz H.-P., 1 Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart.

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