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Psychiatrische Rehabilitation - Teil II: Voraussetzungen und Therapieprogramm

Psychiatrische Erkrankungen führen bei den Betroffenen oft zu einer Einschränkung ihres alltäglichen und beruflichen Lebens. Durch die Teilnahme an einer psychiatrischen Rehabilitation kann der Genesungsprozess der Patienten und dadurch eine schnellere Wiederherstellung ihrer Gesundheit gefördert werden. Nachdem wir uns im ersten Teil dieser zweiteiligen Blog-Serie zum Thema "Psychiatrische Rehabilitation", auf das Ziel der psychiatrischen Rehabilitation und wie man diese beantragen kann, konzentriert haben,  will ich Ihnen in diesem Teil über die Voraussetzungen für eine Teilnahme an einer psychiatrischen Rehabilitation und über die möglichen Therapiebausteine einer psychiatrischen Rehabilitation berichten.

 


Psychiatrische Rehabilitation - Voraussetzungen

Voraussetzung für die Beantragung einer psychiatrischen Rehabilitation, ist das Vorhandensein einer psychiatrischen Erkrankung. Gewisse Rehabilitationszentren haben sich schwerpunktmäßig der Behandlung von bestimmten psychiatrischen Krankheitsbildern gewidmet (diese Spezialisierung ist auch beim Reha-Kompass ersichtlich).

 

Obwohl die bewilligte Therapiedauer für alle psychiatrische Rehabilitationszentren gleich ist, unterscheiden sich diese in der Auslegung des Rehabilitationsprogrammes, in Bezug auf mögliche Schwerpunkte in der Therapie aber auch bei möglichen Zusatzprogrammen / Zusatzangeboten.

 

Für eine erfolgreiche Teilnahme des Patienten bei einer psychiatrischen Rehabilitation, soll der Patient jedoch über eine gewisse körperliche und psychische Stabilität verfügen. Da mehrere Therapie-Angebote in Gruppen abgehalten werden, ist zusätzlich eine Gruppenfähigkeit des Patienten essentiell. Vorerfahrungen in Psychotherapie sind nicht notwendig, können aber die Genesung des Patienten weiter fördern.

 

Interessierte Patienten sollen gemeinsam mit ihrem sie behandelnden Arzt, das für sie am besten geeignete Setting besprechen. Sowohl eine ambulante, wie auch eine stationäre Rehabilitation, weisen Vorteile, aber auch Nachteile auf. Eine stationäre Rehabilitation kann somit besonders entlastend wirken, da sich der Patient nicht um alltägliche Haushaltstätigkeiten kümmern muss. Außerdem kann ein Milieuwechsel der Genesung förderlich sein. Eine ambulante psychiatrische Rehabilitation, erlaubt wiederum dem Patienten in seinem bereits bekannten häuslichen Milieu zu bleiben.

 

Außerdem erleichtert dies dem Patienten das Nachgehen von möglichen Betreuungspflichten (z.B. bei Kindern, pflegenden Angehörigen, Haustieren). Außerdem erlaubt die tägliche An- und Abreise, zu und vom Rehabilitationszentrum, ein Angleichen des aktuellen Tagesrhythmus an frühere bekannte Tagesrhythmen. 


Psychiatrische Rehabilitation - Therapieangebot

Das Rehabilitationsprogramm umfasst eine Reihe von unterschiedlichen Therapien, welche von einem multidisziplinären Team angeboten werden.

 

Am Anfang der jeweiligen psychiatrischen Rehabilitation, werden gemeinsam mit dem Patienten die individuellen, persönlichen Ziele der Therapie definiert. Daraufhin wird das bereits vorhandene Rehabilitationsprogramm, um weitere notwendige Therapien ergänzt, welche das Erreichen der, gemeinsam mit dem Patienten, definierten Ziele, ermöglichen.

 

Die Therapieangebote können folgende Bereiche umfassen:

Ergotherapie: Ziel der Ergotherapie ist, den Patienten bei der erneuten Durchführung von für sie bedeutungsvollen Handlungen/Betätigungen, behilflich zu sein. Diese können aus den Bereichen der Selbstversorgung, der Produktivität / Arbeit oder der Freizeit / Erholung, kommen. Dadurch wird den Patienten eine erneute aktive Teilhabe im Alltag, Freizeit und Beruf, ermöglicht. Im Rahmen der Therapie werden verschiedene Materialien benutzt, welche kreativ vom Patienten eingesetzt werden sollen (u.a. Holz, Ton, Speckstein, Farben, Seidentuch).

 

Physiotherapie: Darunter fallen Angebote und Programme, welche auf eine Wiederherstellung der Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des menschlichen Körpers zielen. Die Therapien sind mannigfaltig und können von leichten Leibesübungen, bis zu anstrengenden Muskelkräftigungs-Trainings-programmen reichen, wobei das Wiederfinden von Freude an körperlicher Bewegung, ein wesentliches Merkmal bei allen Therapien dieser Art ist.

 

Psychotherapie: Diese wird, während der Rehabilitation, in Form von Gruppen- und Einzeltherapie angeboten, wobei die Teilnahme sowohl an Gruppen-, wie auch einzeltherapeutischen-Sitzungen, notwendig ist. Je nach Zentrum, werden verschiedene psychotherapeutische Interventionen angewendet. Diese könnten zum Beispiel u.a. folgende umfassen: Psychoedukation (mehr über seine Erkrankung und über den Umgang damit erfahren); Förderung von Achtsamkeit, oder sozialen Kompetenzen des Patienten, einen anderen Umgang mit Emotionen erlernen, störungsspezifische Gruppentherapie.

 

Psychologie: Klinisch-Psychologische Testungen können, bei Bedarf, während einer psychiatrischen Rehabilitation, durchgeführt werden. Außerdem werden psychologische Trainingsprogramme, wie zur Förderung der Kognition (z.B. kognitives Training), oder der Entspannung (z.B. progressive Muskelrelaxation), meistens angeboten.

 

Medizin: Während der psychiatrischen Rehabilitation erhält jeder Patient eine medizinische Betreuung. Aufgabe der betreuenden Mediziner ist die Überwachung des Rehabilitationserfolges, aber auch, falls notwendig, die Anpassung von bestehenden Medikationen, oder bei medikationsfreien Patienten, der eventuelle Beginn mit einer medikamentösen Therapie, zur Förderung der Genesung des Patienten.

 

Pflege: Patienten erhalten auch eine pflegerische Unterstützung. Nach der Durchführung einer Pflegeanamnese, können pflegerische Ziele für den Patienten gesetzt werden. Zusätzlich beraten die Pfleger die teilnehmenden Patienten zu relevanten Gesundheitsthemen.

 

Sozialarbeit: Die Arbeit der Sozialerbeiter zielt auf die Stärkung, Wiederherstellung und Sicherung der Autonomie der Patienten ab. Informationen zum geltenden Sozialrecht, aber auch zur Unterstützung bei der Planung des erneuten beruflichen Einstieges, sind möglich. Zusätzlich wird Hilfe bei der Anmeldung/Wahrnehmung von weiteren fördernden Sozialangeboten, angeboten.

 

Weitere Berufsgruppen (Sportwissenschaftler, Künstlertherapeuten, Musiktherapeuten): Zusätzlich können, je nach Einrichtung, eine Reihe von zusätzlichen Therapien angeboten werden, wie z.B. Musiktherapie, Kunsttherapie, oder Entspannungs-Yoga.


Psychiatrische Rehabilitation kann wesentlich zur Förderung der Genesung von psychiatrischen Patienten beitragen. Diese kann, je nach Klinik, von einer erneut beginnenden Teilnahme des Patienten im täglichen sozialen Leben, bis zur erneuten Erlangung der Berufsfähigkeit, reichen.


Quellen:

Konstantinidis A. Retour ins Leben – Depression und Rehabilitation. Ärzte Exklusiv, 2017, Ausgabe 06+07/17: 6-9.

Lenz G., Schosser A. Psychiatrische Rehabilitatio n. Journal für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie, 2015, 16(4), 164-167.

Lenz G. Rehabilitation bei psychischen Störungen unter besonderer Berücksichtigung der ambulanten Reha. WISO 2012; 12: 53–68

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